KZ Denkmal (im Kreisverkehr)

KZ Denkmal (im Kreisverkehr)

Zwischen Jänner 1943 und August 1944 bestand im Bereich der heutigen Ennskraftwerke ein Nebenlager des Konzentrationslagers von Mauthausen. Dieses Lager umfasste 14 Baracken und war Aufenthaltsort  von bis zu 1000 Häftlingen.
Die Gefangenen wurden hauptsächlich bei Arbeiten im Rückstaugebiet des Kraftwerkes eingesetzt, da man im zentralen Kraftwerksbereich Sabotageakte befürchtete.
Außenarbeiten gab es zur Genüge, mussten doch 26 Wohnhäuser abgebrochen und an anderer Stelle neu erbaut werden, da 180 Personen umgesiedelt wurden. Fast 11 km neue Straßen und 6 neue Straßenbrücken wurden gebaut. In 7 km Länge mussten außerdem die vorbeiführende Bundesbahnstrecke mit Blockschüttungen und fast 1000 m langen Stützmauern gesichert sowie 16 Bahnobjekte um- und neu gebaut werden. Da durch die Enns Stauung die Flößerei unmöglich wurde, musste am oberen Ende des Stausees (in Küpfern) ein großer Floßaufzug mit 2 Aufzugbühnen erbaut werden, der in der Lage war, bis 30 m lange Baumstämme aus der Enns elektrisch bis zum Bahnkörper, der 30 m höher liegt, zu heben und dort zur Verladung auf die Bahn bereit zu legen.
Über diese seine Zeit als politscher Häftling in Großraming schreibt der noch lebende Zeitzeuge Raimondo Ricci, geb. 1921, später Senator in Genua, folgendes:
„Nach meiner Ankunft in Mauthausen wurde ich der Baracke 17 zugewiesen. Ich arbeitete tagelang ohne Unterbrechung im Steinbruch, das war ein furchtbarer Ort des Todes. Nach einer Zeit – im Juli des Jahres 1944 – wurde ich in ein Nebenlager in Großraming geschickt, wo ich gemeinsam mit einer Gruppe von ca. 200 bzw. 300 Leuten und vielen Italienern ankam und wo wir zum Bau eines Wasserkraftwerkes eingesetzt wurden. Das heißt, wir arbeiteten im Freien. Es war eine sehr harte Arbeit unter der Sonne.
Wenig Essen, ein Essen, das zur Bekämpfung des Hungers völlig ungeeignet war. Und der akute Hunger wurde zu einem endemischen Hunger, das heißt, zu einem Hunger, der nicht mehr gestillt werden kann, weil er von einem totalen organischen Verfall und nicht von einem mehrtägigen oder auch mehrwöchigen Mangel an Essen, sondern wie gesagt, von einem Verfall des gesamten Körpers herrührt. Unser Schicksal war unaufhaltbar der Tod, das heißt, Krankheit, Auszehrung, Tod. Der Tod war Verfall. Der Tod infolge der tausenden Zwischenfälle, die in einer derartigen Situation eintreten können. Auf Grund der extremen Bedingungen, unter denen wir uns am Leben erhielten, ereigneten sich in den Lagern sehr oft Vorfälle, in denen keine Solidarität gezeigt wurde, ganz im Gegenteil, denn von einem Stück Brot und einem Napf Suppe konnte das Überleben abhängen. Ein Stück Brot zu stehlen oder sich den Napf Suppe anzueignen war also unmittelbar mit der Überlebensmöglichkeit verbunden.
Das Lager wurde zum Glück am 1. Sept. 1944 aufgelöst und das gesamte Kommando sowie alle Gefangenen dieses Lagers wurden nach Mauthausen zurückgebracht.“
Von den Lagerleitern, kein einziger stammte aus Oberösterreich, wurden zwei zum Tod durch den Strang und einer zu zweiundzwanzigmal lebenslangen Zuchthaus verurteilt.

Und nun zum Denkmal selbst:
Das Fundament des Denkmals drückt aus, dass die hier Gefangenen aus den verschiedensten Ländern, also aus allen Himmelsrichtungen kamen. Die stufenförmige Anordnung der Steine ist ein Hinweis, dass das Leben im Lager, aber auch der Lebensweg von uns allen durch Hierarchien geprägt ist und dass dieser Lebensweg nicht immer eben, sondern von einem Auf und Ab gekennzeichnet ist.
Die Säule mit den „verschobenen Steinen“ symbolisiert, dass die hier gefangenen Menschen aus ihren Familien, aus ihren Dörfern und Ländern entrissen wurden. Alte Strukturen und Lebenslinien wurden beschädigt und vielfach zerstört. 

Die Zahl 227 besagt, dass nach akribischen Erhebungen von Dr. Brunnthaler, einem Historiker aus Weyer, nachweislich 227 Menschen ihr Leben auf dieser Baustelle verloren. Insgesamt nimmt man an, dass ca. 1000 Menschen zu Tode gekommen sind, denn Leute, die auf Grund ihrer körperlichen Schwäche zur Arbeit nicht mehr fähig waren, wurden mit den Toten in einer nahe gelegenen Tenne abgelegt und Abend für Abend in das Krematorium nach Steyr beziehungsweise nach Mauthausen gebracht und wurden durch kräftigere ersetzt.
Die Jahreszahlen 1943 – 1945 weisen nicht nur auf dieses Lager hin, sondern auch auf das im April 1945 erfolgte Judentreiben durch das Ennstal. Tausende Juden wurden von der zurückweichenden Ostfront in der Steiermark Richtung Mauthausen in Bewegung gesetzt, wobei es historische Hinweise gibt, dass erwartet wurde dass in Mauthausen pro Zug nur etwa 800 Menschen ankommen durften.
Eine weitere Symbolkraft liegt darin, dass die Steine, die zur Errichtung des Denkmals dienten, von dieser Brücke sind, ursprünglich aus den Steinbrüchen von Mauthausen stammen und somit von ehemaligen KZ-Insassen gebrochen und zur Verarbeitung vorbereitet wurden. 

Dieses Denkmal, insbesondere die Jahreszahl 1945 möge auch daran erinnern, dass wir nunmehr 65 Jahre Frieden haben. Es sei aber auch ein Mahnmal für  die Parteien und Politiker, die Politik der  Zukunft mit soviel Vorsicht und Gespür zu gestalten, dass nie wieder ein Nährboden für so ein Regime entstehen kann. 

Grundidee: Martha Penaloza
Gesamtleitung, Konzeption, Gestaltung, Umsetzung: Kons. Josef Wilhelm
Ausführung: Alois Gruber jun., Rudolf Lirscher, Eduard Garstenauer, Josef Pfanzeltner jun., Hermann Auer, Konsulent Josef Wilhelm
(Aufgestellt im Zuge der Kreisverkehr Eröffnung im August 2009)